Freitag, 12. Januar 2018

Editorial KongressBrief Gender-Gesundheit (Dezember 2017)



Bevor es wieder richtig losgeht, möchte ich Ihnen erstmal das Allerbeste für das Jahr 2018 wünschen: eine stabile Gesundheit, erfolgreiche Projekte und viele frohe Stunden!!

Und jetzt geht's los. Zu Jahresbeginn freuen wir uns über Studien und Statistiken, die Entwicklungen des letzten Jahres in plastische Zahlen fassen. Und hier lässt sich erstaunlicherweise erkennen, dass Frauen zwar nach wie vor länger leben, aber dass sie im Gegensatz zu Männern scheinbar kränker werden. Frauen überholen bei Krebserkrankungen mit einer Zunahme von neun Prozent ihre männlichen Leidensgenossen, die mit sechs Prozent der Neuerkrankungen zu Buche schlagen. Zum einen scheint die höhere Lebenserwartung, der wir uns insgesamt erfreuen können, ihren Tribut auf diese Weise zu fordern, zum anderen sind wohl auch veränderte Lebensgewohnheiten bei Frauen für eine höhere Erkrankungsrate verantwortlich. Genannt sei an dieser Stelle z.B. das Rauchen.

Brustkrebs steht bei Frauen erwartungsgemäß mit 66.000 Neuerkrankungen an trauriger erster Stelle. Wie sind diese Zahlen aber nun einzuschätzen, wenn im Britischen Ärzteblatt zu lesen ist, dass das Mammographiescreening doch häufiger zu einer Diagnose führt, wo sie nicht angebracht ist? Laut des International Prevention Research Instituts in Lyon sind fast sechzig Prozent der untersuchten Frauen von einer "Überdiagnose" betroffen und damit natürlich von einer entsprechenden Therapie, die nicht oder nicht so erforderlich ist.

Beim Alkoholmissbrauch ist die männliche Jugend augenscheinlich zurückhaltender gewesen als die weibliche. In Nordrhein-Westfalen mussten weniger Jungen mit einer Alkoholvergiftung im Krankenhaus behandelt werden; dagegen drei Prozent mehr Mädchen. Interessant wäre eine Untersuchung mit welcher Art Alkohol sich die männliche und weibliche Jugend "die Kante" gibt, um präventiv diese Zielgruppe zu erreichen. Ist es die kreisende Wodkaflasche oder sind es schicke Cocktails? Handelt es sich um missverstandenen Lifestyle oder um ein Initiationsritual oder...?

Ältere Frauen halten es nach wie vor kaum für möglich, dass die Diagnose "Herzinfarkt" auch auf sie zutreffen könnte. Das Deutsche Zentrum für Herz-Kreislaufforschung und das Helmholtz Zentrum München begründen die verzögerte Ankunft von Frauen über 65 in der Notaufnahme psychologisch und machen "falsche Bescheidenheit" dafür verantwortlich. Hier scheint es trotz der Erkenntnisse der vergangenen Jahrzehnte noch immer an der nötigen Aufklärung zu fehlen, die doch leicht durch Hausarzt oder Hausärztin erfolgen könnte – v.a. wenn Frauen nachgewiesenermaßen häufiger zum Arzt gehen.

Inwieweit sich diese Zahlen (zum besseren) verändern werden, wird sich nächstes Jahr um diese Zeit zeigen.

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